Konsequent spielfreudig

Fünf Fragen an Alexandra Uhlig, Mitglied der Wiener Symphoniker

Bregenz, 23.7.21. Seit 75 Jahren gibt es die Bregenzer Festspiele, genauso lange währt die Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern. Alexandra Uhlig reist mit dem international renommierten Orchester seit dem Sommer 1986 an den Bodensee, lediglich unterbrochen von zwei Jahren Karenz und einem Jahr Lockdown. Die stellvertretende Soloflötistin ist bei Rigoletto, Nero und den Orchesterkonzerten im Einsatz.

Sie spielen derzeit Ihre 33. Festspielsaison in Bregenz. Wird das auf die Dauer nicht ein bisschen langweilig?
Nein, ich kehre immer wieder sehr gern zurück. Das liegt am Festival und seiner Atmosphäre sowie am großen Freizeitwert, wenn See und Berge so nah beieinander liegen. Vielleicht gefällt mir das als gebürtiger Tirolerin besonders. Ich erledige hier alles mit dem Fahrrad, was ich in Wien nicht mache. Und wie viele meiner Orchesterkollegen verbringe ich in der letzten August-Woche noch Urlaub in Vorarlberg, bevor es zurück nach Wien geht. Mittlerweile habe ich hier eine kleine Wohnung geerbt und fühle mich dadurch noch mehr zuhause.

Apropos Zuhause: Sie haben einmal die Wiener Symphoniker mit einer großen Zweitfamilie verglichen. Wie familiär geht es denn zu?
Schon sehr. Man muss sich in jeder Situation aufeinander verlassen können. Das fängt bei Themen wie dem Dienstplan an und setzt sich erst recht beim Spielen fort. Es kommt auf ein gutes Verständnis füreinander an. In Bregenz ist die beste Zeit, sich auch einmal privat zu treffen. Das ist ein großes Miteinander und wirkt sich natürlich positiv auf die musikalische Qualität aus. Wenn wir gemeinsam musizieren, kommunizieren wir auf vielfältige Weise, teilen Energie und Inspiration. Wenn nötig helfen wir einander. Da reichen kleine Gesten und Blicke schon aus.

Was zeichnet ein gutes Orchester aus?
Es geht darum, dass man miteinander ein Ziel verwirklicht – im Idealfall noch mit einem Dirigenten, der das Beste aus den Musikern herausholt. Er muss seine ganze Persönlichkeit, seine sozialen und musikalischen Fähigkeiten einbringen und alle Fäden zusammenhalten. Es ist wie in einer Zweierbeziehung: Die Chemie muss passen. Wenn das gegeben ist, kommt etwas Großartiges zustande.

Worauf kommt es als Orchestermusikerin an?
Einerseits ist eine möglichst konsequente Vorbereitung entscheidend, andererseits ein Höchstmaß an Spielfreude. Hier in Bregenz ist eine gute Kondition wichtig. Oper ist nicht unser normales Geschäft, wir spielen bis auf wenige Ausnahmen unser symphonisches Repertoire. Daher braucht es zu Probenbeginn mehr Flexibilität und Energie, um sich auch auf Bühne und Sänger einzustellen.

Ihr Sohn Moritz scheint Ihr musikalisches Talent geerbt zu haben, wenngleich er sich für einen ganz anderen Stil entschieden hat ...
Stimmt, er spielt E-Bass in einer Metal-Band. Er kommt manchmal zu einem Symphoniker-Konzert, mein Mann und ich schauen uns umgekehrt seine Auftritte an. Dann ziehen wir uns möglichst cool schwarz an, damit wir nicht negativ auffallen. Meine Tochter Valerie arbeitet für Superar, einen gemeinnützigen Verein, der kostenfreie Orchester-, Chor- und Musicalkurse für Kinder und Jugendliche in sieben europäischen Ländern anbietet. Es gibt viele Möglichkeiten, das Leben mit Musik zu bereichern. Jedes meiner Kinder hat seinen eigenen Weg dafür gefunden.

(tb)

22.07.2021

Alexandra Uhlig

© Julia Wesely