Gottgegebene Gewöhnung und gefesseltes Flüchtiges

"Eugen Onegin" am Kornmarkt, "Wunderwandelt" auf der Werkstattbühne

Bregenz, 8.8.19. Zehn Tage vor Ende der 74. Saison bieten die Bregenzer Festspiele einen Blick auf die Musiktheater-Premiere vom kommenden Montag Eugen Onegin und in die musiktheatrale Installation Wunderwandelt, die am letzten Festspielwochenende zu erleben ist. Im Kornmarkttheater inszeniert Jan Eßinger die „lyrischen Szenen in drei Akten“ von Peter Iljitsch Tschaikowski im Rahmen des fünften Bregenzer Opernstudios, auf der Werkstattbühne entwirft François Sarhan einen Kosmos aus Musik, Erzählungen, Bildern und Filmen. 

Derweil lockt das Spiel auf dem See Rigoletto weiterhin das Publikum in Scharen an den Bodensee. Inklusive des heutigen Abends haben bislang voraussichtlich rund 120.000 Besucher die Oper von Giuseppe Verdi in der Inszenierung von Philipp Stölzl erlebt. Das entspricht einer Auslastung von 100 Prozent, und auch die ab morgen Abend acht verbleibenden Vorstellungen sind ausverkauft. Bislang gab es zwei Regenabsagen. 

Ausblick 2020: Rigoletto spielt an 27 Abenden 
Der Vorverkauf für die nächstjährigen Bregenzer Festspiele startet abends am 18. August, dem letzten Spieltag der diesjährigen Saison (ausgenommen sind Premieren, Lounge und Premium-Tickets). Der Festspielsommer 2020 dauert von 22. Juli bis 23. August, Rigoletto steht dann 27 Mal auf dem Spielplan. Als Oper im Festspielhaus eröffnet Nero von Arrigo Boito die 75. Saison. 

Eugen Onegin zum fünften Bregenzer Opernstudio
Fünf Jahre nach Gründung erarbeiten die jungen Sängerinnen und Sänger des Opernstudios mit Peter I. Tschaikowskis Eugen Onegin ein Werk mit anspruchsvollen Partien, das 1879 in Moskau uraufgeführt wurde. Regie im Kornmarkttheater führt Jan Eßinger, die musikalische Leitung hat Valentin Uryupin. Die Ausstattung stammt von Nikolaus Webern. Es spielt das Symphonieorchester Vorarlberg.

Die öffentliche Meisterklasse Anfang Juli leitete erstmals Dmitry Vdovin, Chef des 2009 von ihm gegründeten Opernstudios am Bolshoi-Theater Moskau. Tschaikowski schrieb sein Werk für eine Aufführung durch Gesangs-Studenten des Moskauer Konservatoriums, um der aus seiner Sicht „abscheulichen, banalen Routine“ des etablierten Opernbetriebs zu entkommen. 

„Wir versuchen, Tschaikowskis teils pompöser, oftmals schwelgerischer Musik möglichst natürliche Figuren gegenüberzustellen. Dabei geht es um sehr präzises und detailreiches, manchmal aber fast reduziertes Schauspiel. Diesen bewussten Kontrast erlebe ich in den Proben bisher als sehr spannend“, erläutert Eßinger, der einst als Regie-Assistent auf der Bregenzer Seebühne arbeitete und Musiktheaterregie in Hamburg studierte. Das Opernstudio ist eine Zusammenarbeit mit dem Wettbewerb NEUE STIMMEN der Bertelsmann Stiftung. 

„Gewöhnung gab der Himmel uns“
Die ersten beiden Akte zeigen eine sumpfige Naturlandschaft, eine Art von Moor und Moos durchzogene Steppe, Gräser und Farne ragen empor. „Die Verortung muss nicht zwangsläufig in Russland sein, es spielt irgendwo weit draußen, weit weg auf dem Land.“ Die Gefühle der Figuren und deren zwischenmenschliche Zustände will Eßinger dabei in den Mittelpunkt seiner Betrachtung rücken. Die Textstelle aus dem ersten Akt „Gewöhnung gab der Himmel uns, sie ist Ersatz für alles Glück“ habe außerdem zentrale Bedeutung. 

Premiere ist am 12. August im Kornmarkttheater, es folgen drei Aufführungen am 13., 15. und 17. August, für die Tickets verfügbar sind. 

Musiktheatrale Wunderwandelwelt zum Festspielfinale 
Am letzten Festspielwochenende zeigen die Bregenzer Festspiele mit Wunderwandelwelt eine Uraufführung auf der Werkstattbühne. Der französische Komponist, Maler, Poet und Multi-Künstler François Sarhan inszeniert und realisiert die musiktheatrale Installation für zwei unterschiedliche Abende, an denen er auch selbst auftritt. Bühnenbild und Requisiten hat er größtenteils selbst hergestellt. 

 „Adorno hatte Recht!“ prangt in englischer Sprache auf einer fast raumhohen Collagen-Wand, die aus aneinander geklebten Papierfetzen zu bestehen scheint. Der Originaltitel der Uraufführung lautet Éphémère Enchainé, übersetzt in etwa „Das Flüchtige, das gefesselt ist.“ Es ist die verknappte Beschreibung dessen, was die Besucher erwartet, nämlich eine impro-visierte, vergängliche Welt, bestehend aus Papier, Fotos und Zeitungsausschnitten, dazu Musik und Klänge, die von verschiedenen Orten her auftauchen. 

Anarchistisch, kunterbunt, poetisch
Das Publikum darf umherwandeln oder auf den beige-braunen Stühlen Platz nehmen – die ebenfalls aus Karton gefaltet sind. Die Kulisse erinnert an Berliner Szene-Kneipen am Prenzlauer Berg der Nachwendezeit – anarchistisch, kunterbunt, poetisch. 

„Was ist Kreativität?“, fragen immer wieder unterschiedliche Bühnenfiguren, deren Darsteller die Mitglieder des Musik-Ensembles „Something Out There“ sind. Es tauchen auf Papier gemalte, passend zugeschnittene Alltagsgegenstände auf, beispielsweise eine Kaffeetasse mit Kanne, eine Schreibmaschine und sogar eine Kettensäge. 

„Ich kann am Beginn meiner Arbeit nie sagen, was als nächstes kommt. Wenn ich diesen Dingen einen Namen geben würde, würden sie gleich wieder verschwinden“, sagt Sarhan. Das Flüchtige seiner Ideen, der Musik und der darstellenden Künste fängt er in Wunderwandelwelt in einem Raum ein und will das Publikum so direkt daran teilhaben lassen. 

Donaueschinger Musiktage und La Muse en Circuit als Partner
Es spielen Musiker des Ensembles Something Out There sowie des Ensemble Phace an verschiedenen Orten in der Werkstattbühne. Koproduktionspartner ist das in der Nähe von Paris beheimatete Zentrum für elektroakustische Musik La Muse en Circuit, Kooperationspartner sind die Donaueschinger Musiktage. Das Bregenzer Publikum kennt Sarhans Schaffen von seiner 2011 auf der Werkstattbühne gezeigten Uraufführung Home Work.

Die erste Aufführung am 16. August ist ausverkauft, für die zweite Aufführung am 17. August gibt es noch Tickets.

Die Bregenzer Festspiele 2019 finden von 17. Juli bis 18. August statt, Tickets und Informationen unter www.bregenzerfestspiele.com sowie Telefon 0043 5574 4076. Die Saison 2020 dauert von 22. Juli bis 23. August, Tickets sind ab 18. August 2019 erhältlich (ausgenommen sind Premieren, Lounge und Premium-Tickets).

(ar)

08.08.2019

Pressetag II

© Bregenzer Festspiele / Anja Köhler
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