Entspannter Abend auf der Seebühne

Das Spiel auf dem See ist ein Opernerlebnis, nicht nur für Kenner

Bregenz, 19.7.19. Ein Opernbesuch muss keine steife Angelegenheit sein, wie manche Leute erwarten. Das gilt besonders für die Bregenzer Seebühne. Hier ein nicht repräsentativer Überblick zu den gängigsten Vorurteilen, mit denen wir nun aufräumen.

Eine Oper dauert ewig.
Natürlich gibt es sehr lange Opern: Manche Werke, etwa von Richard Wagner, dauern vier oder fünf Stunden. Doch beim Spiel auf dem See geht es traditionell deutlich flotter zu: Die Spielzeit von Rigoletto zum Beispiel liegt bei rund zwei Stunden. Das Spiel auf dem See wird ohne Pause gezeigt.

Da gehen doch nur Snobs hin.
Die Bregenzer Festspiele und ihr Spiel auf dem See stehen für die Idee einer qualitätsvollen Oper für alle. Entsprechend bunt ist die Mischung der Besucherinnen und Besucher. Und die Preispalette ist breit gefächert: Die günstigsten Tickets auf der Seebühne gibt es schon ab 30 Euro. Leider ist Rigoletto in dieser Saison bereits ausverkauft. Aber: Am 18. August abends startet der Vorverkauf für das nächste Jahr.

Bei Freiluft kann ich alles mitnehmen.
Nicht ganz, denn manche Gegenstände sind auch auf der Seebühne tabu. Dazu zählen beispielsweise Speisen, Selfie-Sticks, Laptops, Thermoskannen und Glasflaschen. Plastikflaschen bis maximal 0,5 Liter, Sitzkissen und Taschen sind erlaubt. Letztere werden beim Einlass kontrolliert. 

Koffer, Trolleys, Stockschirme, professionelle Foto- und Videoausrüstung, Motorradhelme und Kindersitze sind zu sperrig und haben in den Vorstellungen nichts verloren. Tiere müssen ebenfalls zuhause bleiben. Ausgenommen sind, nach vorheriger Anmeldung, Assistenzhunde mit Bescheinigung.

Handyfotos stören doch nicht auf die große Distanz.
Auch wenn angesichts des imposanten Bühnenbildes die Verführung groß ist: keine Fotos, Handyvideos oder Tonaufnahmen während der Vorstellung! Zuvor ist hingegen reichlich Zeit für Aufnahmen – die Tribüne öffnet eine Stunde vor Beginn. Die kompletten FAQ gibt es hier.

Die singen die ganze Zeit auf Italienisch. Da verstehe ich kein Wort und mir wird langweilig.
Langweilig kann es dann werden, wenn man der Handlung nicht folgen kann. Dagegen helfen zum einen die deutschen Übertitel, die auf zwei großen Leinwänden links und rechts eingeblendet werden. Zum anderen gibt es an Aufführungstagen Einführungsvorträge um 19.00 und 19.30 Uhr im Festspielhaus. Der Preis liegt bei 7,50 Euro. Außerdem sind die Inszenierungen auf der Seebühne so angelegt, dass ein spontanes Verstehen der Handlung erleichtert wird – auch für Nicht-Opernfreaks. 

Ich klatsche bestimmt an den falschen Stellen und blamiere mich.
Dieses Thema war früher komplizierter, als man zum Beispiel erst nach einem Akt Beifall spenden durfte. Solange der Applaus heutzutage nicht mitten in eine Arie hineinplatzt, ist er keine besonders heikle Sache mehr. Im Zweifel gilt: einfach abwarten, bis die anderen klatschen. 

Die Musik habe ich noch nie gehört. 
Tatsächlich kennen auch Neulinge mehr Opernmelodien, als ihnen bewusst ist. Wer beispielsweise in den 1990er-Jahren Fernsehwerbung gesehen hat, kam an „La donna è mobile“, der bekanntesten Arie aus Rigoletto, kaum vorbei – einem crossigen Schoko-Snack oder einer Pizza sei Dank. Und auch heute noch dient die ein oder andere Opern-Arie als Erkennungsmelodie für beliebte Konsumgüter. 

Ohne Smoking oder Abendkleid bin ich bestimmt underdressed.
Anders als im James-Bond-Abenteuer „Ein Quantum Trost“ dargestellt, als der Geheimagent einige Bösewichte über die Seebühne jagte, ist die Kleider-Palette sehr breit. Mitunter sollen schon Flip-Flops gesichtet worden sein. Natürlich darf sich jeder aufbrezeln, wie er oder sie möchte. Aber das muss keineswegs so sein, es gibt keinen Dress-Code. Allzu luftig sollte die Garderobe trotzdem nicht ausfallen. Denn am späten Abend können die Temperaturen unter 20 Grad Celsius sinken. Unser Tipp ist warme und wetterfeste Kleidung. Keine Angst: Sie werden nicht schief angeschaut, wenn Sie eine leichte Decke mitbringen. Im Gegenteil – daran erkennt man die echten Seebühnen-Experten.

(tb)

19.07.2019

Knigge

© Bregenzer Festspiele / Dietmar Mathis