"Das Werk hat alles, was man für eine Oper braucht"
Zwei Einakter von Rossini und Puccini im Opernstudio am Kornmarkt
Eine seiner beiden Bregenzer Rollen hat Dionysios Avgerinos schon vor Publikum gesungen. Als Guccio in Puccinis Gianni Schicchi stand der russisch-griechische Bariton bereits in der Liverpool Philharmonic Hall auf der Bühne. "Das ist lustig, weil es die kleinste Rolle ist", erzählt der 22-Jährige lachend. Im Einakter Der Ehevertrag, der erstaufgeführten Oper von Gioachino Rossini, singt das Mitglied des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Unter den Linden in Berlin dagegen eine der Hauptrollen. Der Clou: Bei den Bregenzer Festspielen sind beide Opern zu sehen – als Doppelabend im Rahmen des Opernstudios am Kornmarkt.
"Musik und Libretto sind hervorragend"
14 junge Nachwuchskünstler:innen nehmen 2024 am Opernstudio der Bregenzer Festspiele teil. Bereits im März trafen sie sich zu einem Meisterkurs mit Kammersängerin Brigitte Fassbaender in Bregenz. Seit vier Wochen laufen nun für die Sänger:innen die Proben für die diesjährige Opernproduktion.
Eine von ihnen ist die Israelin Rommie Rochell, Absolventin der Dutch National Opera Academy in Amsterdam. An Gianni Schicchi, der Geschichte um den gleichnamigen Erbschleicher, gefallen der 24-Jährigen vor allem zwei Dinge: "Es gibt viel Kritik, zum Beispiel an der menschlichen Gier. Aber vor allem die Musik und das Libretto sind wirklich toll. Das Stück hat alles, was eine Oper braucht." Im Einakter Der Ehevertrag scheut sich der Geschäftsmann Tobia Mill, in Bregenz verkörpert von Dionysios Avgerinos, nicht vor fragwürdigen Geschäften und möchte seine eigene Tochter an einen Geschäftspartner veräußern, der ihm ein gutes Angebot macht. Für den jungen Bariton zeichnet sich Rossinis Kurzoper durch die gelungene Balance zwischen einer ernsten Geschichte und hinreißend komischen Szenen aus.
Sie würden die Zusammenarbeit mit Brigitte Fassbaender sehr genießen, sind sich die beiden einig. Die Berlinerin hat sich nach einer international sehr erfolgreichen Karriere als Mezzosopranistin in den vergangenen 30 Jahren vor allem der Regie und der Förderung von Nachwuchstalenten zugewandt. Auch mit 85 sprüht sie vor Tatendrang: "Sie weiß genau, was sie will, und hat richtig Tempo, ohne uns dabei zu hetzen. Sie hat sehr viel Energie und Freude bei der Arbeit", sagt Avgerinos. "Frau Fassbaender hat das Durchhaltevermögen eines Stars", ergänzt Rochell. Dennoch vermittle sie den Teilnehmer:innen des Opernstudios niemals das Gefühl, Anfänger:innen zu sein, sondern nehme sie ernst.
Das Opernstudio am Kornmarkt mit den beiden Einaktern Der Ehevertrag und Gianni Schicchi feiert am 12. August Premiere. Karten gibt es noch für die Vorstellungen am 14., 16. und 17. August, jeweils um 19.30 Uhr. Opernstudio-Regisseurin und Kammersängerin Brigitte Fassbaender ist auch beim dritten Festspielfrühstück am 11. August zu Gast. Im Gespräch mit Jasmin Ölz vom ORF Vorarlberg zeigt sich die Grande Dame der Opernwelt von ihrer privaten Seite. Beginn ist um 9.30 Uhr im Seefoyer des Festspielhauses.
Den Podcast zum Opernstudio von Dramaturg Florian Amort finden Sie hier.
(tb)