„Making-of“ der Bregenzer Todesvariante

Carmens Ertrinkungsszene aus allen Perspektiven

Bregenz, 6.7.18. Eine gefühlte Ewigkeit lang wird Carmen von Don José auf der Bregenzer Seebühne unter Wasser gedrückt, bis sich nach wildem, vergebenem Um-sich-Schlagen ihr Schicksal besiegelt. Carmen stirbt den Ertrinkungstod. Rund 7.000 Festspielbesucher sind Abend für Abend Zeugen und fragen sich: Wie machen die das?

Bereits in der ersten Saison wurde viel über die Art und Weise spekuliert, wie Don José auf offener Bühne Carmen durch Ertränken zu Tode bringt. Die Bregenzer Festspiele produzieren derzeit ein kurzes „Making-of-Video“ der spektakulären Schlussszene. Neugierige können es in den nächsten Wochen auf unserem Pressefoyer sehen. Fotos gibt’s bereits jetzt.

Sicherheit hat absolute Priorität
Vorweg: Die Sicherheit der Carmen-Sängerinnen – die Titelrolle ist für die insgesamt 29 Aufführungen dreifach besetzt – hat absolute Priorität. Entsprechend strikt sind die Vorkehrungen getroffen und der Ablauf von allen Beteiligten vielfach geprobt. Dazu gehört auch ein unmissverständliches Notsignal.

Das Ertrinken setzt mehr und längere schaudernde Emotionen frei als der konventionelle Dolchstoß. Das Ensemble liebt die Bregenzer Todesvariante. Lena Belkina (Carmen) und Martin Muehle (Don José) haben daher gerne vergangenen Montag die außertourliche Mühe für ein „Making-of“ auf sich genommen. Mitglieder der Fotogruppe des Tauchclubs Friedrichshafen sind bereits mit Unterwasserkameras in Stellung, während bei Lena Belkina noch einmal die unter dem speziell angefertigten Kostüm versteckte Pressluftflasche überprüft wird. Über ein halbes Dutzend Film- und Fotokameras hält dann aus verschiedenen Perspektiven fest, was das Publikum bei einer Aufführung eben nicht sehen soll. Etwa den Neoprenanzug oder wie Carmen hinter einer Rose am Kleid die Verbindung zur Pressluftflasche hervorholt und noch im Fall ins knietiefe Wasser das Mundstück ansetzt.

Alles im Kasten … oder nicht?
Carmens Todeskampf wird mehrmals wiederholt, dazwischen kurzes Nachschminken. Darsteller, Maske, Kostüm, Company Management, Produktionsleitung und Aufnahmeteam sind zufrieden. Alles im Kasten. Oder nicht? Ein paar Fotografen tragen zurückhaltend einen abschließenden Wunsch vor: „Können wir das Ganze auch ohne Mundstück aufnehmen?“ Nachsatz:  „… einmal?“ Regieassistentin Leonora Scheib zaudert, „das ist nicht ungefährlich“, und bespricht sich mit Stunt-Choreograph Ran Arthur Braun. „Carmen“ Lena Belkina, ganz Profi, sieht die Bilder vor sich und bekundet Lust.

Schwere Last zu tragen
Dabei hat sie buchstäblich die schwerste Last zu tragen. Das Gewicht des mit Wasser vollgesogenen Kostüms macht nach dem nassen Tod das Aufstehen jedes Mal zur Kraftanstrengung. „Es braucht einen Karren, um es von der Bühne zu transportieren“, erklärt Patric Barthel von der Kostümabteilung, „es ist so schwer, dass man es selbst zu zweit nicht tragen kann.“

(ami)

06.07.2018

Unterwasser-Shooting

© Bregenzer Festspiele / Tauchsportclub Friedrichshafen
06.07.2018

Unterwasser-Shooting

© Bregenzer Festspiele / Tauchsportclub Friedrichshafen
06.07.2018

Unterwasser-Shooting

© Bregenzer Festspiele / Tauchsportclub Friedrichshafen
06.07.2018

Unterwasser-Shooting

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis
06.07.2018

Unterwasser-Shooting

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis
06.07.2018

Unterwasser-Shooting

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis